Fast jeden Tag „papas fritas“,
ständig Pizza und Burger, Fleisch in verschiedenster Form und eigentlich immer
mit viel Fett und Salz, Mayonnaise und Ketchup, mehrmals täglich Süßigkeiten
aller Art, Cola und andere Limonaden ab dem Säuglingsalter, kaum Obst und
Gemüse – so sieht die Ernährung vieler, wenn nicht sogar der meisten Kinder in
Santiago del Estero aus. Es sind nicht nur viele übergewichtig, sehr häufig
sieht man in ihren Mündern Karies und braune, verfaulende Zähne. Zahnbürsten
haben sie eigentlich alle, wirklich geputzt werden die Zähne aber in den
meisten Fällen höchstens einmal am Tag, oder es wird danach trotzdem gleich der
nächste Schokokeks gegessen. Zahnärzte gibt es ziemlich viele, sogar kostenlos
kann man sich im Kinderkrankenhaus CEPSI Eva Perón behandeln lassen.
In meiner Rolle als Freiwillige,
als Praktikantin, fühlte ich mich zunächst einmal wieder machtlos gegenüber den
Zuständen und Zusammenhängen von Armut, fehlendem Bewusstsein und
gleichgültigem Hinnehmen der Probleme. Ich erinnerte mich aber auch, wie das
„bei uns“ in Deutschland war, als ich selbst noch im Grundschulalter war. Zum
einen war Zahnhygiene natürlich ein wesentlicher Bestandteil der elterlichen
Erziehung, zusätzlich wurde uns aber auch in Kindergarten und Schule genau
erklärt und gezeigt, wie man seine Zähne putzen soll und was gesund und
ungesund für die Zähne ist. Also wandte ich mich in einem kleinen Brief an die
Eltern der Erstklässler in Santiago Apóstol mit der Bitte, sie sollen ihren
Kindern eine Zahnbürste, einen Zahnputzbecher und ein kleines Handtuch in die
Schule mitgeben. Mit ein Bisschen Verzögerung, dafür aber nur wenigen
Ausnahmen, hat das geklappt und es konnte losgehen, in Kleingruppen bin ich mit
den Schülern zum Waschbecken im Pausenhof gegangen, habe ihnen Zahnpasta
verteilt und los ging es. Äußerst positiv überrascht war ich, da sich meine „chiquitos“
niemals beschwerten, sie hätten keine Lust auf Zähne putzen, das würde ja gar keinen
Spaß machen (wie ich das aus meiner eigenen Kindheit in Erinnerung hatte) – im
Gegenteil! Sie hatten richtige Freude daran, hatten sehr regelmäßig ihre bunten
Bürsten dabei und begrüßten mich mit „Señorita, putzen wir uns
heute bitte die Zähne?“. Nach wenigen Wochen konnten sie sich schon die
drei Schritte (Kau-, Außen- und Innenflächen) merken und in
Unterrichtsgesprächen sowie kleinen Aufgaben wiederholte und vertiefte ich mit
ihnen das Gelernte – Was ist gut und was ist schlecht für meine Zähne? Warum
muss ich mir meine Zähne putzen, wie oft und wann?
Auch wenn man mit seinem
Freiwilligendienst oft gerne mehr erreichen würde, als eigentlich möglich ist,
war ich sehr froh über das geglückte Projekt und die täglichen kleinen
Erfolgserlebnisse, die Lernfortschritte und Bewusstseinsbildung, die spürbare
Freude der Kinder und die Zufriedenheit der Lehrer.
Marie
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