Dienstag, 16. September 2014

Zahnputzprojekt in Santiago Apóstol

Wenn auch mit einiger Verspätung, hier noch ein kleiner Text mit Foto zu meiner Arbeit in der Grundschule in La Banda.




Fast jeden Tag „papas fritas“, ständig Pizza und Burger, Fleisch in verschiedenster Form und eigentlich immer mit viel Fett und Salz, Mayonnaise und Ketchup, mehrmals täglich Süßigkeiten aller Art, Cola und andere Limonaden ab dem Säuglingsalter, kaum Obst und Gemüse – so sieht die Ernährung vieler, wenn nicht sogar der meisten Kinder in Santiago del Estero aus. Es sind nicht nur viele übergewichtig, sehr häufig sieht man in ihren Mündern Karies und braune, verfaulende Zähne. Zahnbürsten haben sie eigentlich alle, wirklich geputzt werden die Zähne aber in den meisten Fällen höchstens einmal am Tag, oder es wird danach trotzdem gleich der nächste Schokokeks gegessen. Zahnärzte gibt es ziemlich viele, sogar kostenlos kann man sich im Kinderkrankenhaus CEPSI Eva Perón behandeln lassen.
In meiner Rolle als Freiwillige, als Praktikantin, fühlte ich mich zunächst einmal wieder machtlos gegenüber den Zuständen und Zusammenhängen von Armut, fehlendem Bewusstsein und gleichgültigem Hinnehmen der Probleme. Ich erinnerte mich aber auch, wie das „bei uns“ in Deutschland war, als ich selbst noch im Grundschulalter war. Zum einen war Zahnhygiene natürlich ein wesentlicher Bestandteil der elterlichen Erziehung, zusätzlich wurde uns aber auch in Kindergarten und Schule genau erklärt und gezeigt, wie man seine Zähne putzen soll und was gesund und ungesund für die Zähne ist. Also wandte ich mich in einem kleinen Brief an die Eltern der Erstklässler in Santiago Apóstol mit der Bitte, sie sollen ihren Kindern eine Zahnbürste, einen Zahnputzbecher und ein kleines Handtuch in die Schule mitgeben. Mit ein Bisschen Verzögerung, dafür aber nur wenigen Ausnahmen, hat das geklappt und es konnte losgehen, in Kleingruppen bin ich mit den Schülern zum Waschbecken im Pausenhof gegangen, habe ihnen Zahnpasta verteilt und los ging es. Äußerst positiv überrascht war ich, da sich meine „chiquitos“ niemals beschwerten, sie hätten keine Lust auf Zähne putzen, das würde ja gar keinen Spaß machen (wie ich das aus meiner eigenen Kindheit in Erinnerung hatte) – im Gegenteil! Sie hatten richtige Freude daran, hatten sehr regelmäßig ihre bunten Bürsten dabei und begrüßten mich mit „Señorita, putzen wir uns heute bitte die Zähne?“. Nach wenigen Wochen konnten sie sich schon die drei Schritte (Kau-, Außen- und Innenflächen) merken und in Unterrichtsgesprächen sowie kleinen Aufgaben wiederholte und vertiefte ich mit ihnen das Gelernte – Was ist gut und was ist schlecht für meine Zähne? Warum muss ich mir meine Zähne putzen, wie oft und wann?
Auch wenn man mit seinem Freiwilligendienst oft gerne mehr erreichen würde, als eigentlich möglich ist, war ich sehr froh über das geglückte Projekt und die täglichen kleinen Erfolgserlebnisse, die Lernfortschritte und Bewusstseinsbildung, die spürbare Freude der Kinder und die Zufriedenheit der Lehrer. 

Marie

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